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Die Ausgangslage – Stress in unserer modernen (westlichen) Lebensweise

 

Wir leben heute in einer Gesellschaft, die sich in den vergangenen zwanzig Jahren auf so rasante und komplexe, vielschichtige Art und Weise verändert hat, wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Nicht nur die Arbeitswelt stellt sehr hohe und vielfach neue, ungewohnte Anforderungen an den Einzelnen, auch die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und die Gestaltung des Privat- und Freizeitlebens ist in vielerlei Hinsicht komplexer, anspruchsvoller und unübersichtlicher geworden.

Ein längst nicht mehr erfassbares Überangebot an Konsumgütern, Dienstleistungen, Freizeitangeboten, sowie beruflichen und persönlichen Möglichkeiten bietet einerseits ein nie gekanntes Ausmaß an Chancen und persönlichen Freiheiten, andererseits entsteht eine Wertevielfalt, die in vielen Situationen zur konfusen Wertebeliebigkeit wird und den Einzelnen sowohl unter „Individualisierungsdruck“ (Wer bin ich? Was macht mich einzigartig? Was erwarten andere von mir? Werde ich den Erwartungen gerecht? etc.) setzt, als auch unter „Selbstoptimierungsdruck“ („Wie kann ich „Das Beste“ aus mir herausholen?“, „Wie kann ich noch besser sein?“, etc.) setzt.

Arbeitsprozesse verändern sich schneller, als wir nacharbeiten können, Zwischenergebnisse werden aufgrund von Arbeitsverdichtung nicht mehr ausreichend gewürdigt oder verlieren durch Umstrukturierungen/Neubewertungen von gestern auf heute ihren Wert oder ihren Sinn. Projektziele müssen plötzlich völlig neu definiert werden, weil sich sämtliche Eckdaten der ursprünglichen Projektplanung selbst überholt haben. Die Verteilung von Rollen, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten am Arbeitsplatz muss mitunter immer wieder neu definiert und gefunden werden: Wer führt? Wer fügt sich ein? Wer hat das fachliche Know How? Wer hat die Entscheidungskompetenz? Wie verlaufen die Kommunikationswege? Welche rechtlichen Vorgaben müssen berücksichtigt werden? etc. All das muss heutzutage an den meisten Arbeitsplätzen immer wieder neu geklärt und angepasst werden.

Durch die digitalen Kommunikationsmedien entstehen zwischen uns viele „Dialog-Fetzen“ und „Dialog-Fragmente“, die nicht mehr zu vollständigen, in sich abgeschlossenen Gesprächen zusammengefügt werden, weil wir zu viele Informationen und Reize in immer kürzeren Zeitfenstern zu verarbeiten versuchen.

Das alles hinterlässt Spuren und letztlich auch Symptome in unserem Gefühlserleben, auf körperlicher Ebene, in unserer Selbstwahrnehmung, in unserem Empfinden von (Lebens)Sinn, und in unserem Verhalten.

Viele von uns sind mittlerweile auf ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität auf fachlicher, kognitiver, sozialer und emotionaler Ebene angewiesen, um den Eindruck: „Ich komme (noch) mit!“ oder „Mein Bemühen und mein Engagement hat (noch) einen Sinn!“ aufrechterhalten zu können. „Situationsflexibilität“ oder auch „Veränderungskompetenz“ sind Begriffe, die diese enorme Anpassungsleistung des Einzelnen beschreiben.

Mehr denn je brauchen wir das Gefühl von innerem Halt, den wir in uns selbst, in unserem sozialen Umfeld und auch in der Tätigkeit, die wir ausüben, finden wollen. Gleichzeitig dürfen und können wir uns nicht versteifen, weil die rasante Veränderung rund um uns herum ständig passiert ohne Rücksicht auf Verluste. 

Hier passt die Metapher des Bambusrohres als Bild für Resilienz sehr gut:

Bambus ist eine Pflanze, die gut verwurzelt Halt in der Erde findet, eine große innere Stabilität aufweist, sich biegen aber nicht brechen lässt und im Wind hin und her schwankt ohne den inneren Halt zu verlieren.

Resilienz ist eine Widerstandsfähigkeit gegen Stress und Krisen, die in der eigenen Lebensgeschichte gewachsen und verwurzelt ist, und mit jeder neuen Erfahrung und jeder neuen Herausforderung weiter wächst und gestärkt wird. Voraussetzung für eine gut ausgeprägte Resilienz ist, dass wir im wertschätzenden Kontakt mit uns selbst bleiben (Selbstwahrnehmung), unsere Ressourcen kennen und nutzen, unsere Grenzen kennen und ziehen und unsere Fähigkeit zur Entspannung, zur Achtsamkeit und zur Selbstfürsorge trainieren.